In Germany, the PVC window cycle works very well
Teil 8 unserer Interviewserie zu Circular Economy: Interview mit Jörg Frömming, Vertriebsleiter der Dekura GmbH
Seit 2001 gibt es die Selbstverpflichtung der europäischen PVC-Industrie zur Wiederverwertung von Abfällen. Wie gut funktioniert sie?
Jörg Frömming: Diese Selbstverpflichtung war die Antwort der Industrie auf Kritik in der Öffentlichkeit an diesem Werkstoff. Für Fenster kann ich sagen, die Selbstverpflichtung hat dazu geführt, dass heute schon 88,6 Prozent der erfassbaren, verfügbaren Menge an Altfenstern recycelt werden. Wir haben einen funktionierenden Recycling-Kreislauf für PVC-Altfenster und Altrolladen in Deutschland.
Dann sind Sie bei Dekura als einem Recyclingspezialisten für PVC-Altfenster ein Vorreiter?
Frömming: Hart-PVC im Fensterbereich wird in der Tat oft als Vorbild hingestellt. In dieser Nische des PVC-Marktes gibt es schon alle Schritte, die man für einen Kreislauf braucht: Es gibt Sammelsysteme, es gibt Produkte, in die Rezyklate eingebracht werden können, und es gibt einen Wettbewerbsmarkt um die Rohstoffe. Wir haben außerdem auf der Umweltseite eine gute CO2-Bilanz. Wenn man den CO2-Footprint eines PVC-Rezyklats aus dem Produktionsprozess der Dekura mit Neuware vergleicht, kommt das PVC-Rezyklat nur auf 12 Prozent der Emissionen der Neuware.
Bekommt Dekura genügend Altfenstermengen?
Frömming: Wir erhalten die Altfenster aus zwei Quellen. Zum einen von Fensterbauern, die alte Fenster aus Gebäuden ausbauen, um sie gegen neue auszutauschen, und von Entsorgungsunternehmen, die die Altfenster aus dem Bauabfallstrom aussortieren. Wir recyceln im Jahr in der Summe etwa 50.000 Tonnen Alt-Fenster und Produktionsabfälle von Profilextrudeuren und Fensterbauern. Daraus produzieren wir etwa 35.000 Tonnen Rezyklat, das dann zum großen Teil bei der Herstellung von Fensterprofilen wiederverwendet wird.
Dennoch ist und bleibt PVC ein Kunststoff und leidet damit unter einem schlechten Image.
Frömming: Natürlich sind wir als Teil der Kunststoffindustrie von dem allgemein schlechten Image grundsätzlich betroffen. Auf unsere Branche hat das bislang aber keine direkten Auswirkungen. Hart-PVC hat unbestreitbare Vorteile für den Fensterbau. Es ist sehr langlebig, sehr schlagzäh und außerdem viel wärmeisolierender als alternative Werkstoffe wie beispielsweise Metall. Die Produktvorteile überwiegen. Und das sehen die Verbraucher auch so. Dennoch wollen auch wir etwas tun, um das Image des Kunststoffs zu verbessern. Wir wollen uns in die öffentliche Diskussion einbringen, indem wir zeigen, was in der Kreislaufwirtschaft schon geht.
Welche Rolle spielt das Produktdesign für die Recyclingfähigkeit von PVC-Fenstern?
Frömming: Um eine möglichst hohe Recyclingquote zu erreichen, muss ein Produkt so konzipiert sein, dass es mit den aktuell verfügbaren Trennsystemen auch aufgetrennt und recycelt werden kann. Bei manchen Kunststoffen ist das ja sehr schwer, zum Beispiel bei den schwarzen Kunststoffen. Auch im Fensterbereich werden Materialien eingesetzt, die sich für die Wiederverwertung schlecht auftrennen lassen, etwa eingeklebte Scheiben. Idealerweise sollte es so sein, dass die einzelnen Bestandteile eines Fensters beim Schreddern auseinanderfallen. Das ist die eine Anforderung an das Produktdesign. Zweitens muss ein Design es auch erlauben, Rezyklate in ein Produkt einzubringen. In der Regel ist ein solches Rezyklat heute noch nicht so einheitlich wie Neuware, deshalb muss ein Produkt so gestaltet sein, dass man trotzdem Material, das suboptimal ist, darin unterbringen kann.
Und das ist bei den PVC-Fenstern heute so?
Frömming: Die Fenster sind so konstruiert, dass Rezyklate in den Innenkernen der Fensterprofile eingesetzt werden können. Das machen inzwischen fast alle Fensterprofilhersteller so, jedenfalls die Extrudeure in Deutschland. Auf die Außenseite der Fensterprofile kommt eine Schicht Neuware, damit das Profil optisch identisch ist mit einem reinen Neuwareprofil. Die mechanischen und verarbeitungstechnischen Eigenschaften des Rezyklats sind identisch mit Neuwarerezepturen, deshalb kann man sie in den Innenkernen sehr gut einsetzen. Um ein Optimum an Einsatzquote und Qualität zu erreichen, arbeiten wir auch sehr eng mit den Systemgebern, also den Extrudeuren zusammen. Als Beispiel ist hier das Fenstersystem SYNEGO der Firma REHAU zu nennen. Diese Profile aus hochwertigem Kunststoff sind vollständig wiederverwertbar und haben einen Kern aus dem im geschlossenen Wertschöpfungskreislauf gewonnenen Rezyklat.
Gibt es schon Rezyklat in derselben Qualität wie Neuware, mit dem man komplette Fenster herstellen könnte?
Frömming: Aktuell gibt es über den Recyclingweg noch kein qualitativ so hochwertiges PVC. Aber es ist doch immer die Frage, welchen Aufwand man für welchen Nutzen betreiben sollte. Bis vor etwa 15 Jahren hat sich niemand vorstellen können, dass man reines Altfenster-Rezyklat überhaupt wiederverwenden kann. Es ist die Frage, ob es sinnvoll ist, mit viel Entwicklungsarbeit so saubere Rezyklate zu erreichen, dass sie auch für das gesamte Fensterprofil eingesetzt werden können. Die Entwicklung und Anwendung solcher Technologien wäre sehr aufwändig und machte das Altfensterrezyklat vermutlich so teuer, dass es aus Kostengründen nicht mehr eingesetzt wird. Wenn es politisch gewollt würde, dass Fenster nur aus Rezyklat hergestellt werden, dann müsste die Politik das vermutlich allen vorschreiben. Aber selbst dann hätte man im Fensterbereich mit unseren aktuell hohen Recyclingquoten keine großen Hebel mehr, die Verwertungsquoten zu steigern. Unsere Industrie geht einen Mittelweg. Wir haben eine hohe Recyclingquote und gleichzeitig wird das Rezyklat betriebswirtschaftlich sinnvoll eingesetzt.
Was verspricht sich Dekura von seinem Engagement für die Kreislaufwirtschaft auf der K 2019?
Frömming: Wir haben einen begrenzten Markt. Wir erhoffen uns mit der Kreislaufwirtschaft, auch unseren Markt noch stärker nach Europa hinauszutragen und stärker in die anderen Länder zu kommen. Sowohl in die Märkte zu der Ressource „Altfenster“ als auch hinterher in die Märkte für Rezyklate.