Die Kunststoffproduktion ist in nur wenigen Jahrzehnten exponentiell gestiegen – weltweit von 1,5 Millionen Tonnen im Jahr 1950 auf 359 Millionen Tonnen im Jahr 2018. Damit ging auch ein Anstieg der Menge anfallenden Plastikmülls einher. Nach einem starken Produktionsrückgang in der ersten Hälfte des Jahres 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie erholte sich die Produktion in der zweiten Jahreshälfte wieder.Die EU ergreift bereits Maßnahmen, um Kunststoffabfälle zu verringern. Doch was geschieht mit dem Plastikmüll, der trotzdem entsteht? Und wie können die Recyclingquoten erhöht werden?
Kunststoffabfälle und Recycling in EuropaKunststoffabfallbehandlung in EuropaIn Europa ist die Energierückgewinnung die am häufigsten genutzte Methode zur Entsorgung von Kunststoffmüll, gefolgt vom Recycling. Etwa 25 Prozent aller anfallenden Kunststoffabfälle werden auf Deponien entsorgt.
Die Hälfte des für das Recycling gesammelten Kunststoffs wird zur Weiterverarbeitung in Länder außerhalb der EU exportiert. Gründe für den Export sind unter anderem mangelnde Kapazitäten, Technologien oder finanzielle Ressourcen, um den Abfall vor Ort zu behandeln. Die Verbringungen von Abfällen aus der EU in Drittstaaten erreichten im Jahr 2020 32,7 Millionen Tonnen. Der Großteil der
verbrachten Abfälle besteht aus Eisen- und Nichteisenmetallschrott sowie aus Papier-, Kunststoff-, Textil- und Glasabfällen und geht hauptsächlich in die Türkei, nach Indien und Ägypten.
In der Vergangenheit wurde ein erheblicher Anteil des exportierten Plastikmülls nach China gebracht, aber aufgrund des
jüngsten Einfuhrverbots von Kunststoffabfällen in China werden sich die EU-Exporte wahrscheinlich weiter verringern. Dies birgt die Gefahr einer zunehmenden Verbrennung und Deponierung von Kunststoffabfällen in Europa. In der Zwischenzeit versucht die EU, kreislauffähige und klimafreundliche Wege für die Bewirtschaftung ihrer Kunststoffabfälle zu finden.
Der geringe Anteil des Kunststoff-Recyclings in der EU bedeutet große Verluste für Wirtschaft und Umwelt. Schätzungsweise gehen 95 Prozent des Wertes von Plastikverpackungsmaterialien nach einem kurzen ersten Nutzungszyklus verloren.
Weltweit wurden im Jahr 2019 nach
Schätzungen von Forschern durch die Herstellung und Verbrennung von Kunststoffen mehr als 850 Millionen Tonnen Treibhausgase in die Atmosphäre freigesetzt. Bis 2050 könnten diese Emissionen auf 2,8 Milliarden Tonnen ansteigen. Besseres Recycling könnte hier entgegenwirken.
Probleme beim Recycling von KunststoffDie hauptsächlichen Schwierigkeiten beim Plastikrecycling sind die Qualität und der Preis der recycelten Produkte verglichen mit fabrikneuen Waren. Die kunststoffverarbeitende Industrie benötigt große Mengen an recyceltem Plastik, das unter streng kontrollierten Angaben und zu einem wettbewerbsfähigen Preis hergestellt wird.
Da Kunststoffe jedoch leicht an die funktionellen und ästhetischen Anforderungen jedes Herstellers angepasst werden können, erschwert die Vielfalt an Rohmaterialien zusätzlich den Recyclingprozess. Kosten entstehen und die Qualität des Endprodukts wird beeinflusst. Infolgedessen wächst die Nachfrage nach recycelten Kunststoffen schnell, obwohl sie 2018 nur sechs Prozent der Kunststoffnachfrage in Europa ausmachte.
Lösungen der EU für höhere Recyclingquoten für KunststoffabfälleIm Juni 2019 verabschiedete die EU neue Vorschriften zur Bekämpfung von
Plastikmüll im Meer und führte eine Reihe von Maßnahmen in Bezug auf die zehn wichtigsten Einwegkunststoffe an europäischen Stränden sowie neue Anforderungen für Fanggeräte ein. Der Vorschlag umfasst die Vorgabe, dass bis 2025 25 Prozent und bis 2030 30 Prozent der Plastikflaschen aus recyceltem Material bestehen sollen.
Im November 2022 schlug die Europäische Kommission
neue EU-weite Vorschriften für Verpackungen vor. Diese umfassen Anregungen zur Verbesserung des Verpackungsdesigns, wie zum Beispiel eine klare Kennzeichnung, um Wiederverwendung und Recycling zu fördern. Außerdem wird ein Übergang zu biobasierten, biologisch abbaubaren und kompostierbaren Kunststoffen gefordert.
Als Teil des
europäischen Grünen Deals sollen bis 2030 55 Prozent der Kunststoffverpackungsabfälle recycelt werden. Erforderlich dafür wären bessere Designs zur Wiederverwertbarkeit sowie Maßnahmen zur Stimulierung des Marktes für recycelten Kunststoff.
Die Maßnahmen sollten die folgenden Punkte umfassen:
- Schaffung von Qualitätsstandards für sekundäre Kunststoffe
- Förderung von Zertifizierungen, um das Vertrauen der Industrie und der Verbraucher zu erhöhen
- Einführung verbindlicher Vorschriften für den Mindestgehalt an recycelten Inhalten in bestimmten Produkten
- Aufforderung an die Mitgliedstaaten, eine Senkung der Mehrwertsteuer auf recycelte Produkte in Betracht zu ziehen
Zudem unterstützte das Europäische Parlament 2015 die
Beschränkung von Plastiktüten in der EU. Die Mitglieder des Europäischen Parlaments forderten die Europäische Kommission auch auf,
Maßnahmen gegen die Verschmutzung durch Mikroplastik zu ergreifen.
Im Januar 2023
stimmte das Parlament über seinen Standpunkt zu den Abfallverbringungsregeln ab, die die Wiederverwendung und das Recycling fördern und die Umweltverschmutzung verringern sollen. Die Abgeordneten fordern, dass die Ausfuhr von Kunststoffabfällen in Nicht-OECD-Länder verboten und die Verbringung in OECD-Länder innerhalb von vier Jahren eingestellt werden sollte.
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